Straßen-Poesie
Bücherpiraten e.V. /// Lübeck /// Schleswig-Holstein
Beteiligte: 18 Kinder und Jugendliche
Alter: 11 bis 19 Jahre
Projektdauer: fortlaufend, seit 2020
Kooperationspartner*innen: Festivals, Märkte
Zur Straßenpoesie-Gruppe der Bücherpiraten zählen Jugendliche zwischen 11 und 19 Jahren, die den städtischen Alltag ein bisschen poetischer machen wollen. Das schaffen sie mit kleinen Momenten zum Nachdenken, Staunen oder Schmunzeln: Die Straßenpoesie ist vergänglich, immer selbst- und handgeschrieben, immer kosten- und zweckfrei und immer ohne Absender*in. Bei allen Projekten sind die Jugendlichen die Initiator*innen. Einmal in der Woche treffen sie sich, um Interaktionen im öffentlichen Raum wahr werden zu lassen. Um die Methoden zu entwickeln, machen sie Fotoexkursionen und suchen Orte oder Dinge, die Poesie brauchen.
Mit ihren Projekten schaffen die Jugendlichen kurze Momente des Innehaltens, die wahrscheinlich für die allermeisten unvergesslich sind. Sei es mit Gully-Haikus und Bordsteinversen, Taschengedichten in noch ungekauften Jacken, Gedichten zum selber Pflücken, als Portrait-Lyriker*in oder beim Verteilen von Komplimenten to go. Bei manchen Aktionen sind sie auch sichtbar. Bei den Lübecker Jugendbuchtagen veranstalteten sie zum Beispiel einen Poesie-Spaziergang. Inzwischen werden die Straßen-Poet*innen zu Veranstaltungen wie dem Schleswig-Holstein-Musik-Festival und zu Märkten eingeladen.
„Straßenpoesie ist Kunst um der Kunst willen. Wenn wir ein Projekt planen, können wir nicht sagen, ob es von hundert Menschen oder von keinem einzigen bemerkt wird. Deswegen muss jedes an die Straße gehängte Gedicht, jedes Kreide-Kunstwerk allein durch seine Existenz den Aufwand wert sein, den es uns kostet. Damit das auf Dauer funktioniert, will sich die Straßenpoesie jeden Tag selbst neu erfinden und ist so eine der freiesten Kunstformen.“
Jan, 18 Jahre – macht Straßenpoesie seit er 13 ist
„Bei der Straßenpoesie geht es viel ums Loslassen. Normalerweise versuche ich, mit Worten Gedanken festzuhalten, aber Straßenpoesie hält sich nicht. Wir veröffentlichen unsere Gedichte in der Stadt, ohne zu wissen, ob sie jemand lesen wird. Das ist ein Teil der Poesie. Dabei lernt man die Stadt anders kennen. Auf einmal ist jede Bordsteinkante eine Leinwand und jeder Baum eine mögliche Staffelei. Und vielleicht bringen wir jemanden zum Lächeln ...“
Luise, machte Straßen-Poesie von 14 bis 19 Jahren
Begründung der Jury: „Mit Kreide maltest Du mein Herz / Jetzt regnet es“ – Straßen-Poesie ist immer selbst- und handgeschrieben, immer kosten- und zweckfrei und immer ohne Absender*in. Sie kann groß oder klein sein, laut oder leise, banal oder überraschend. Erfunden haben dieses neue Lyrik-Genre 18 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 20 Jahren des Vereins Buchkinder e.V. Die jungen Straßen-Poet*innen treffen sich einmal pro Woche, um Lübecker*innen zu lyrischen Interaktionen einzuladen: Mit Gully-Haikus, Gedichten zum selbst pflücken, Pop-Up-Poetry-Slams, Haltestellen-Poesie, Komplimenten-to-go oder als Portrait-Lyriker*in, unterbrechen sie den Fluss des Alltags für einen kurzen Moment des Innehaltens und der Irritation. Die Aktionen öffnen im Rahmen von Festivals und Märkten („Poesie-Laden“), als Guerilla-Kunst in Kaufhäusern („Taschengedichte“), Fahrkartenautomaten („Kleingeldpoesie“) oder als lyrische Post auf Straßenbahnsitzen, an Fahrradlenkern und an geschlossenen Cafés und Museen („Poesie der Hoffnung“) literarische Räume zum Wundern, Lesen, Zuhören und Mitdichten. „Straßen-Poesie“ zeichnet sich durch vielfältige, witzige, ungewöhnliche und experimentierfreudige Ideen aus. Sie ist eine literarische Praxis, die spontan jede*r mitdichten, weiterentwickeln und mit eigenen Formen füllen kann. Die Lübecker Staßen-Poet*innen erheben keinen Anspruch auf Urheberschaft. Im Gegenteil: Sie arbeiten als „Lyrik-Coaches“ bereits an der Verbreitung ihrer Ideen. Wir hoffen auf eine bundesweite lyrische Graswurzelbewegung! Großartig!