Leitbild Jugendkunstschule

ROOTS & ROUTES Cologne e. V. (Rauskommen! 2020)
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Jugendkunstschulen sind außerschulische Einrichtungen kultureller Kinder- und Jugendbildung in kommunaler oder freier Trägerschaft. Vom Bildnerischen über Tanz, Theater, Sprache, Zirkus, Spiel bis zur medialen Gestaltung und Kommunikation vereinen die 400 Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen bundesweit möglichst alle Künste unter einem Dach und zeichnen sich durch Angebots- und Methodenvielfalt aus. Je nach kommunaler Verankerung sind sie Bestandteil der Jugend-, Kultur- und Bildungspolitik der Städte und Gemeinden. Jugendkunstschulen sind unverzichtbarer Teil der lokalen Bildungslandschaft und tragen zur kooperativvernetzten kulturellen Bildung vor Ort bei. Jugendkunstschulen sind unterschiedlich groß und konzipieren und entwickeln ihr Angebot individuell an den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe aus den Ideen ihrer kreativen Akteure vor Ort. Die hier Eckpunkte umreißen das 2015 durch die Mitgliederversammlung verabschiedete bundeseinheitliche Leitbild des Einrichtungskonzepts Jugendkunstschule, an dem sich der Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke) e.V. und seine Mitglieder orientieren. Darüber hinaus haben die Bundesländer zum Teil sehr differenzierte landesspezifische Profile entwickelt und ausgeprägt.

Persönlichkeitsentwicklung und kulturelle Bildung

Künstlerisch-ästhetische Bildung: Jugendkunstschulen und Kulturpädagogische Einrichtungen (im Folgenden: Jugendkunstschulen) sind außerschulische Einrichtungen der kulturell-ästhetischen Kinder- und Jugendbildung. Sie verfolgen ein ganzheitliches Bildungsverständnis und öffnen künstlerisch-experimentelle Freiräume.

Non-formale Kinder- und Jugendbildung: Die Bildungsangebote von Jugendkunstschulen setzen an den Stärken von Kindern und Jugendlichen an und fördern deren Persönlichkeitsentwicklung. Sie basieren auf den Prinzipien von Freiwilligkeit, Partizipation, Lebenswelt- und Sozialraumorientierung und streben Geschlechtergerechtigkeit an. Jugendkunstschulen arbeiten handlungs-, problem-, themen- und zielorientiert.

Sparten- und Methodenvielfalt: Jugendkunstschulen machen fortlaufend und verlässlich regelmäßige Angebote in verschiedenen künstlerischen Sparten und vernetzen diese miteinander. Jugendkunstschulangebote bedienen sich unterschiedlicher Vermittlungsmethoden und schaffen verschiedene kreative Lernmilieus. Eine wichtige Rolle spielt die Arbeit in Kleingruppen. Angebotsschwerpunkte sind Kurse, Projekte, offene und mobile Angebote. Darüber hinaus führen Jugendkunstschulen öffentliche, ästhetische Präsentationen wie etwa (Mitmach-)Ausstellungen oder Theateraufführungen durch.

Bildungslandschaft und gesellschaftliche Verantwortung

Vernetzung und eigenständiges Profil: Jugendkunstschulen verfügen über ein unverwechselbares, sichtbares Profil und veröffentlichen ihr Programm. Sie leisten als Teil der lokalen und regionalen Bildungslandschaft ihren unverzichtbaren Beitrag zur kulturellen Grundversorgung. Jugendkunstschulen kooperieren mit zahlreichen Jugend-, Bildungs- und Kultureinrichtungen, insbesondere mit Schulen und KiTas, sowie mit Akteuren des informellen Lernens.

Gemeinwohlorientierung, Inklusion, Diversity: Jugendkunstschulen sind gemeinwohlorientiert. Sie richten sich an alle Kinder und Jugendlichen. Sie setzen sich aktiv für die Inklusion schwer erreichbarer und neuer Zielgruppen ein und arbeiten diversitätsorientiert. Jugendkunstschulen entwickeln den lokalen Bedingungen und Bedarfen entsprechende  Angebote und gehen damit stets auch auf allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen wie z.B. demografischen Wandel, Migrationsgesellschaft oder Veränderungen im Bildungssystem ein.

Breitenförderung und Berufsorientierung: Jugendkunstschulen unterstützen alle Kinder und Jugendlichen darin, ihr künstlerisches Interesse und Potenzial zu entdecken, zu vertiefen und möglichst vielseitig zu entfalten. Sie geben Berufsorientierung und Berufsförderung und bereiten interessierte Jugendkunstschüler_innen auf einen künstlerischen oder handwerklichen Werdegang vor.

Anforderungen

Fachräume und Budget: Jugendkunstschulen halten in der Regel professionell ausgestattete Fachräume vor. Das Raumangebot entspricht in Größe, Ausstattung und Atmosphäre den pädagogischen, künstlerischen, didaktisch-methodischen und organisatorischen Anforderungen. Jugendkunstschulen verfügen über einen eigenen Wirtschaftsplan (Budget).

Leitung: Jugendkunstschulleiter_innen verfügen über eine durch adäquate berufliche Ausbildung hinterlegte künstlerische und pädagogische Qualifikation. Die Lei- tung einer Jugendkunstschule erfordert hauptamtliche Fachlichkeit in angemessenem Zeitumfang.

Fachkräfte: Fachkräfte verfügen über die für ihr Angebot erforderlichen künstlerischen und pädagogischen Kompetenzen und bilden sich kontinuierlich weiter. Typische Fachkraftprofile an Jugendkunstschulen sind beispielsweise Kunst- und Kulturpädagoge, Bildende Künstlerin, Musiker, Dramaturgin, Theaterpädagoge, Modedesigner, Medienbildnerin, Tänzer, Choreografin, Fotograf, Architektin, Theatermacher, Artistin, Autor, Journalistin, Filmschaffender.