40 Jahre Bundesverband
55Jahre Jugendkunstschulen in Deutschland
24. & 25. März 2023, in Zusammenarbeit mit der LAG Jugendkunstschulen Thüringen e. V.
Vom dynamischen Fördermodell und der Verankerung im Kinder- und Jugendhilfeplan in Nordrhein-Westfalen über die Kunstkonzeption von Lothar Späth in Baden-Württemberg und das „Berliner Modell“ bis hin zu den gesetzlichen Verankerungen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen und zahlreichen Projektinitiativen in anderen Bundesländern, haben sich auf Landesebene unterschiedliche Förderpraxen für Jugendkunstschulen ausgebildet. Auch in zahlreichen Kommunen sind Jugendkunstschulen, eigenständig oder integriert, in freier oder öffentlicher Trägerschaft Teil der Jugend-, Kultur- und/oder Bildungspolitik der Städte, Kreise oder Gemeinden.
Dennoch ist auch 15 Jahre nach Veröffentlichung des Schlussberichts der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestags die sechste Kernforderung für die kulturelle Bildung noch nicht flächendeckend adäquat umgesetzt: „Die Enquete-Kommission empfiehlt den Ländern, durch gesetzliche Regelungen die kulturelle Infrastruktur im Bereich der außerschulischen kulturellen Bildung in ihrem Bestand auch qualitativ zu garantieren. Dies gilt insbesondere für das Musik- und Jugendkunstschulwesen. Angebote der kulturellen Bildung aus dem rechtlichen Status der ‚freiwilligen Leistung‘ herauszuführen, soll auch mit Blick auf die Gestaltungsfreiheit der Kommunen entscheidendes Element gesetzlicher Regelungen sein.“
Anlässlich des Doppeljubiläums „55 Jahre Jugendkunstschulen. 40 Jahre bjke“ stellte der bjke daher den innerverbandlichen Strategiediskurs in den Mittelpunkt seines diesjährigen Bundesfachforums. Wie gelingt es, Entscheider*innen in Bund, Land und Kommunen für die gemeinsame Sache zu gewinnen? Welche verschiedenen Wege gehen die Kolleg*innen in Bund, Land und Kommune? Mit welchen Herausforderungen sehen sie sich konfrontiert und was kann man über Umwege besser erreichen? Wo ist der Schulterschluss mit anderen sinnvoll und was macht man besser allein? Der Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e.V. und die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendkunstschulen Thüringen e.V. luden Jugendkunstschulen aus dem ganzen Bundesgebiet, ihre Landeszusammenschlüsse sowie befreundete Verbände zum Erfahrungstransfer und kollegialen Austausch über Strategien zur Stärkung der Jugendkunstschulinfrastruktur ein.
Während der Feierstunde im Erfurter Rathaus „Vom Modellprojekt zur Infrastruktur“ spannten Tobias J. Knoblich, Beigeordneter der Stadt Erfurt, Peter Kamp, Vorsitzender des bjke und Katja Mitteldorf, Kulturausschussvorsitzende im Thüringer Landtag, den Bogen von den ersten Gründungsimpulsen in NRW über das Thüringer Jugendkunstschulgesetz zum innovativen Gestaltungsanspruch zivilgesellschaftlich verfasster Kulturpädagogik. Der Folgetag in der Tanztenne auf dem Petersberg drehte sich um Fragen der Zukunftsgestaltung durch das noch relativ junge Bildungs- und Kooperationskonzept der Jugendkunstschulen: Sibylle Keupen (Stadt Aachen und Deutscher Städtetag), Clara Wengert (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung), Kurt Eichler (Vorsitzender LKD NRW) und Sabine Eitel (LJKE Bayern) schlugen Schneisen durchs Entwicklungsdickicht. Die starken und wegweisenden Tagungsimpulse sollen dem neuen Handbuch „Jugendkunstschule“ (geplant 2024) zugeführt werden.